Türkischer Kaffee: Die Essenz des Orients

Türkischer Kaffee: Die Essenz des Orients

Vor anderthalb Jahrzehnten begab ich mich auf eine Reise zu den Wurzeln meiner Frau in der Türkei. Was ich noch nicht ahnte: welch' einschneidendes Kaffeezeremonie mein Kaffeetrinker- und Berufsleben für immer verändern sollte. Es war ein sonniger Tag, der uns in einen malerischen, traditionellen türkischen Teegarten in Ankara führte. Die Luft vibrierte vor Leben, erfüllt von herzlichen Gesprächen und ansteckendem Lachen. "When in Rome...", in dem fall in Ankara, bestellte auch ich einen Türkischen Kaffee (Mokka).

Ich konnte beim eintreten in den Teegarten schon die interessanten Sandschalen sehen, den Duft des Kaffees riechen und hatte in Bremen schon hie und da die charakteristischen Kannen und Tassen gesehen. Deshalb war war mehr als gespannt, was mich jetzt wohl erwartet. Als der Kellner den türkischen Kaffee servierte und ich davon probierte, öffnete sich für mich eine Geschmacksexplosion. Die Aromen entfalteten sich auf meiner Zunge wie ein lebendiger Tanz. Ein Geschmack, der so komplex und einzigartig war, dass er meine Geschmacksknospen in eine völlig neue Welt führte.

Tee und Kaffeegarten in Ankara

Seitdem habe ich mich in die Geschichte des türkischen Kaffees vertieft und beschlossen, ihn mit Stolz in das Repertoire von Premiumbohne aufzunehmen. Das bedeutete auch, eine spezielle Mühle für das sorgfältige Mahlen der Bohnen zu erwerben. Natürlich auch sehr zur Freude meiner Familie.

Mehr als eine Kaffeesorte: Ein Einblick in die Kultur

Die faszinierende Geschichte des türkischen Kaffees erstreckt sich über fünf Jahrhunderte und ist tief in der türkischen Kultur verwurzelt. Die Kunst der Mokka-Zubereitung gilt als eine der ältesten und traditionsreichsten Kaffeepraktiken. Doch der Name "türkischer Kaffee" verbirgt eine subtile Nuance - es ist weniger eine Kaffeesorte als vielmehr eine einzigartige Zubereitungsmethode. Unter verschiedenen Namen wie Arabischer Kaffee, Griechischer Kaffee oder Ägyptischer Kaffee hat er je nach Region und Methode seine eigene Reise angetreten.

Wie verbreitete sich der Kaffee im Osmanischen Reich?

Im Jahre 1540 gelangte der Kaffee in das Osmanische Reich. Özdemir Pascha, ein osmanischer Edelmann im Jemen, stellte die einzigartigen Eigenschaften dieses Kaffeeelixiers Sultan Süleyman vor. Die Kaffeebohnen wurden zerkleinert und in einem eigens dafür gefertigten Kännchen zum Leben erweckt - ein Wendepunkt in der Kaffeekultur.

Istanbul - Epizentrum der Kaffeehauskultur

Die Kunst der Kaffeezubereitung wurde von "Kahveci Usta" verfeinert, spezialisierten Meistern, die in den Palästen des Osmanischen Reiches Kaffee für Adlige und wohlhabende Bürger zubereiteten. Viele dieser Meister eröffneten später ihre eigenen Cafés, und die Kaffeehäuser wurden zu einem zentralen Bestandteil der osmanischen Gesellschaft. So nahm der türkische Kaffee seine epische Reise von Istanbul aus auf, um die Welt durch Händler zu erobern.

War der Kaffee wirklich mal verboten?

Doch wie so oft bei Genüssen, wurde auch der Kaffee von Verboten heimgesucht. Sultan Murad IV., der auch als der "Eroberer von Bagdad" bekannt war, erließ ein königliches Edikt zur Schließung der Kaffeehäuser.

Sultan Murad IV verbot die Cafés

Der Hauptgrund für die Entscheidung des Sultans war, dass die Cafés zu Orten geworden waren, an denen staatsfeindliche politische Versammlungen stattfanden, die Ungehorsam förderten und zu Streitigkeiten im Staat führten.

Die goldene Ära des Kaffeegenusses im Osmanischen Reich

Die Zeiten von Sultan Abdul Aziz und Sultan Abdul Hamid II. werden als das goldene Zeitalter des Kaffees in der Türkei und im Osmanischen Reich angesehen. Kaffeegenuss wurde zu einem bedeutenden sozialen Brauch, der sich durch das Reich und die türkische Folklore zog.


Typische Kaffehausszene, früher wie heute

Frauen trafen sich, um Kaffee zu geniessen und Süssigkeiten zu essen, insbesondere Lokum. Männer versammelten sich in Cafés, um politische Diskussionen zu führen und Backgammon zu spielen

Die Cezve ist ein Meisterwerk der Zubereitung

Ein Meisterwerk der Zubereitung, die Cezve, bildet das Herzstück der klassischen Mokka-Zubereitung. Die Kaffeebohnen für den Mokka stammen aus den Anbaugebieten Äthiopiens und des Jemens und verleihen dem Kaffee ein intensives Kakao-Aroma mit fruchtigen Nuancen. Ein feiner Mahlgrad unterscheidet den Mokka von Espresso. Traditionell wird ein besonderes Metallkännchen namens "Cezve", häufig aus Kupfer oder Messing, für die Zubereitung verwendet.

Die Cezve gibts in hunderten Ausführungen

Die Kunst der Zubereitung eines türkischen Kaffees ist ein sinnlicher Tanz der Sinne. Feinste Kaffeebohnen aus fernen Ländern werden zu einem zarten Pulver gemahlen, bevor sie in der Cezve über einem heißen Sandbett zum Leben erweckt werden

Wie wird der Türkische Kaffee zubereitet?

Die Kunst der Kaffeezubereitung ist eine eindrucksvolle Zeremonie. Der Kaffee wird behutsam in heißem, aber nicht kochendem Wasser erhitzt, um die vollen Aromen zu entfesseln. Die Menge an Wasser wird sorgfältig abgemessen, etwa 7 g Kaffee pro Tasse (entsprechend ein bis zwei gehäuften Teelöffeln oder einem Säckchen Selamlique).
Beim Erhitzen und Kochen ist Vorsicht geboten

Normalerweise wird zuerst Wasser, dann Zucker und Kaffee in die Kanne gegeben. Anschliessend wird der Kaffee und Zucker umgerührt, bis der Kaffee abgesunken ist und sich der Zucker aufgelöst hat. Danach wird die Kaffeekanne auf kleiner Flamme erhitzt. Beim Erhitzen und Kochen ist Vorsicht geboten: Wenn die Flamme zu hoch ist, kocht der Kaffee zu schnell auf, ohne dass sich die Aromen entfalten können. Auf keinen Fall sollte umgerührt werden, da dies den Schaum auflösen würde!
Die Cevzes in einem heissen Sandbett

Der Höhepunkt der Zeremonie: Der Kaffee beginnt zu kochen und wird dann von der Hitzequelle genommen. Nach einer kurzen Abkühlphase wird der Kaffee ein- bis zweimal erneut aufgekocht. Das Eingießen in die Tasse zielt darauf ab, eine reiche Schicht Kaffeeschaum zu erzeugen - ein Kunstwerk der Kaffeezubereitung.


Kaffeesatz setzt sich am Boden der Tasse 


Ein wahrlich perfekter türkischer Kaffee zeichnet sich durch seine üppige Schaumkrone, eine homogene Konsistenz und das Fehlen von Kaffeepartikeln aus. Der türkische Kaffee wird heiß serviert und oft von einem Glas kühlem Wasser begleitet, das den Gaumen erfrischt. Traditionell gesüßt mit türkischem Zucker, kann er auch mit exotischen Gewürzen wie Zimt, Mastix oder Kardamom veredelt werden.

Die Kunst der Vorhersage: Ein Blick in die Zukunft

Doch nicht jeder Tropfen wird genossen - der Kaffeesatz bleibt am Boden der Tasse zurück. Dieser Kaffeesatz birgt eine weitere Dimension der türkischen Kaffeekultur: das Kaffeesatzlesen. Durch das Stülpen der Tasse auf die Untertasse und das Betrachten der Muster wird die Zukunft enthüllt.

Eine Reise durch die Jahrhunderte: Die Faszination des türkischen Kaffees

Die Welt des türkischen Kaffees öffnet ein Fenster zu einer Welt, in der Geschmack, Tradition und Kultur verschmelzen. Von den majestätischen Palästen des Osmanischen Reiches bis zu den belebten Cafés Istanbuls - jeder Schluck erzählt eine Geschichte, jeder Moment ist ein Tribut an die Sinne. Lassen Sie sich von dieser faszinierenden Reise verzaubern und genießen Sie die Kunst der türkischen Kaffeezubereitung in vollen Zügen.

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